Donnerstag, 28. August 2008

Lebenszeichen

Hallo Ihr lieben,
es tut mir sooo leid, dass ihr euch Sorgen machen musstet. Wir hatten hier ueber eine Woche weder Telefon noch Internet, weil wegen irgendwelcher Strassenbauarbeiten anscheinend das Kabel gekappt wurde. Ich hab auch gar nicht damit gerechnet, dass wir das in den naechsten tagen wieder kriegen, weshalb ich heute erst einmal einen Stapel Briefe zur Post habe bringen lassen, um euch wieder auf den neusten Stand zu bringen.
Wie gut, dass ihr anscheinend nicht mitbekommen habt, was hier im Umland passiert, dann haettet ihr euch naemlich noch mehr Sorgen gemacht. Irgendwie gibt es einen Konflikt zwischen Hindus und Christen und es gab auch schon einige Opfer, aber hier in Semiliguda ist alles ruhig und freidlich. Wie bei Wida sind auch voellig sicher, weil WIDA als eine absolut laizistische Organisation anerkannt ist, die bewusst auf jegliche Verbindungen zu irgendeiner Religion verzichtet. (jetzt weiss ich auch warum) Die Partnerschaft mit dem NMZ zaehlt da nichts.
Das einzige, was uns hier beunruhigt hat, war die Tatsache, dass wir nicht wussten, ob die Deutsche Presse darueber ueberhaupt berichtet und ihr jetzt zwar ein bisschen was gehoert habt, und jetzt vor Sorge umkommt. Wie schoen, dass ich Euch zumindest in diesem Punkt beruhigen kann.

Und um dann auch alles mit einem Abwasch zu machen: ja, ich habe jetzt etwas mehr zu tun, aber ueberarbeiten werde ich mich wohl nicht. Ich bin uebrigens in ein neues Zimmer gezogen, weil das andere so nass und muffig war. Jetzt habe ich ein schoenes trockenes und helles Zimmer in dem ich mich viel wohler fuehle. Aber so richtig heimisch bin ich hier noch nicht.

Ich hab euch alle lieb
eure elli

Samstag, 16. August 2008

Das indische Tagebuch

Fuer alle, die den Ultimo nicht lesen koennen. Hier noch mal mein "Tagebuch-Eintrag" fuer die September Ausgabe.

Der indische Massstab

Heute war bei den Schulkindern "Health check". Also Gesundheits-check. Diese medizinischen Untersuchungen werden einmal im Monat durchgefuehrt und eien Krankenschwester kontrolliert Zaehne, Augen, Gewicht und groesse der Kinder.
Wir, meine Mitfreiwillige und ich, sahen eine ganze Weile dabei zu, wie jedes Kind gewogen und gemessen wurde. Alle Kinder machten einen sauberen, gut-genaehrten Eindruck und die Waage bestaetigte, dass keiens der Kinder unterernaehrt war. Jedoch schienen uns die Kinder, alle so zwischen 9-15 Jahren, unnatuerlich gross zu sein. Eine zwoelfjaehrige, die 1,75m gross sein soll? Ein neunjaehriges Maedchen ueber 1,64m? Ich selbst bin laut Pass 1,68 m gross und diese Maedchen waren alle mindestens ein bis zwei koepfe kleiner als ich. Was also war hier passiert? War ich ploetzlich gewachsen? Mit zwanzig Jahren eher unwahrscheinlich. Zum grossen vergnuegen der umstehenden Kinder wurden auch wir gewogen und gemessen. Waehrend unsere Gewicht ohne nennenswerte Reaktion zur Kenntniss genommen wurde, erregt die angezeigte Zahl auf der Messlatte grosses Aufsehen.
1,96 Meter. In Worten einmetersechsundneunzig! Ich, die ich schon auf einen Stuhl kletter muss, um die obersten Faecher unseres Kuechnschrankes zu erreichen. Ich konnte es nicht glauben, dreht mich um, in der festen Erwartung auf der Skala die Zahlen 169 zu sehen und das ganze unter der Kategoerie "klassisches Missverstaendnis" zu verbuchen.
Aber da stand es. Weiss auf schwarz zeigte die Markierung die Ziffern 1 9 6 an. Waren die indischen Zentimeter vielleicht einfach kleiner? Nein, das konnte es auch nicht sein. Die Abstaende der einzelnen Striche schienen, zumindest meinem Augenmass nach, jeweils einem Zentimeter zu entsprechen. Was also war es dann, das uns in diesem Land alle zu Riesen machte? Was schien das Klischee vom "kleinen Inder" ein fuer alle Mal widerlegt zu haben?

Kurze Zeit spaeter hatten wir schliesslich des Raetsels Loesung gefundend. es handelte sich nicht um das grosse Geheimnis der indischen Kultur, keine bislang verborgene Tradition, es handelte sich bloss um die Tuecken einr ausziehbaren Messlatte.

Fazit: Manchmal muss man eben andere Massstaebe setzen.
Es gruesst euch aus der luftigen hoehe von 1,96m eure elli

Dienstag, 12. August 2008

Jetzt bin ich in Indien

hallo meine lieben daheim-Gebliebenen,

ich bin nun schon den dritten Tag hier und heute war ich das erste Mal einkaufen. Das war vielleicht spannend! Im Prinzip findet man in Semiliguda alles, was wir auch haben, vom computerzubhoer-Laden bis zur Autowerkstatt und nem Lebensmittelgeschaeft. Aber eben alles sehr indisch. Meistens sind es blos kleine Schuppen, die an einer Seite offen sind und diese Schuppen sind dann vollgestopft mit allem, was ihr Besitzter eben so verkauft. Etwas gewoehungsbeduerftig, aber durchaus machbar.

Tja, von Indien kann ich euch vemutlich gar nicht so viel neues berichten, denn komiscerweise sieht es genau so aus, wie man sich das immer vorstellt. Das war vielleciht ein seltsames Gefuehl, in Indien anzukommen und festzustellen, dass es tatsaechlich so aussieht, wie man es von Filmen und von Bildern kennt. Normalerweise ist es ja eher so, dass, wenn man in eine neues Land kommt, amn erst einmal ferststellen muss,d as alles ganz anders aussieht, als erwartet. Nicht so in Indien. ...Bis jetzt zumindest. Es ist halt sehr tropisch, aber nicht uebermaessig warm. Um uns herum siend gruene Huegel zwischen denen Dunstwolken haengen. Alles ist sehr feucht und wie es sich in einer richtigen Regenzeit eben gehoert, regenet es auch sehr viel.

Eine Aufgabe habe ich noch nicht, aber ich hoffe mal, dass sich das morgen aendert, denn eigentlich sollte morgen Stanley der Direktor ankommen, und der hat wohl irgendwie den grossen Plan, was mit uns Freiwilligen anzufangen sei. ...allerdings sollte er seit Montag jeden tag ankommen, aber bis jetzt ist daraus irgendwie noch nichts geworden. Aber zumindest sind die Leute nett und gucken immer mal wieder, ob wir noch leben und ob es uns gut geht.

Was die Arbeit in diesem Projekt angeht, bin ich hier glaube ich schon ganz richtig, hier ist naemlich u.a. ein developement-information-documentationcenter und am Nachbarschreibtisch wird gerade an einem neuen Buch zum Thema "sustainable lifelihood" geabeitet.


So, genug fuer heute und bis bald.
Seid ganz lieb geruesst
eure elli

Dienstag, 5. August 2008

Guten morgen...oder sollte ich besser sagen: "guten Tag", denn in Indien ist es schon früher Nachmittag.

So langsam wird dieser riesige Subkontinent auch bei uns im Haus immer präsenter. Die extra gekaufte Ikea-Uhr zeigt die indische Uhrzeit an, an den Wänden hängen Plakate von WIDA und überall liegen Abschiedsgeschenke herum. Selbstgebastelte Fotokalender (mit Fotos von mir für meine Eltern, mit Fotos von meinen Freunden für mich), Briefe und Postkarten... und dann natürlich noch die Überreste von unserer gemeinsamen Abschiedsparty (hauptsächlich in From von Essen und Getränken). ;-)
Die Party war aber auch echt toll. Kathrin und ich haben ja zusammen gefeiert und es war super-nette Stimmung und die vergossene Tränenflüssigkeit beschränkte sich auf einige wenige Liter. (ich wusste schon, warum ich eine nicht-Abschiedsparty haben wollte...)
Alles in Allem hat diese Party wieder einmal bestätigt, dass wir einfach die besten und tollsten und allerliebsten Leute als Freunde haben!!!

Ansonsten ist bei mir jetzt das große Abschiednehmen angesagt. Gestern war ich das letzte Mal arbeiten und mein Chef ist ganz rührselig geworden und hat mir zum Abschied eine ganz tolle Kette geschenkt. Dann ist gerade noch die Familie meines Patenonkels hier, so dass ich die auch noch mal sehe, bevor es dann am Freitag losgeht.

so weit so gut, jetzt ist erst mal Frühstücken angesagt, schließlich sind wir noch in Deutschalnd und da gehen die Uhren nun mal anders.
alles Liebe
elli, Svenja :-)