Donnerstag, 19. Februar 2009

Fwd: Ultimo-Beitrag Maerz




Ultimo-Beitrag März:

 

Von Ziegenköpfen und anderen Unanehmlichkeiten

 

Bilanzieren, reflektieren, evaluiren.... nein, es handelt sich hierbei nicht um eine Hitliste intelligent klingender Fachbegriffe, sondern um die Inhalte meines Zwischenseminars. Alle weltwärts-Freiwilligen haben auf der Hälfte ihres Aufenthaltes ein ca. 5-tägiges Seminar währenddessen sie sich mit anderen Freiwilligen austauschen können, Anregungen für den weiteren Aufenthalt finden oder Probleme besprechen können.

Für meine Mitfreiwillige und mich bedeutete das eine Reise nach Neu Delhi und so machten wir es uns am 26.01.09 im Expresszug gemütlich, der für die nächsten zwei Nächte unser Zuhause sein sollte. So lange dauert es nämlich, wenn man auf den Schienen von Visakhapatnam nach Delhi gelangen will.

Es ist schon ertaunlich, über was man sich alles freuen kann. „Wow, Strom!" oder „Krass, heißes Wasser" waren nur eineige der Ausrufe, die man von den Seminarteilnehmern hören konnte.

Delhi lässt sich grob in Alt Delhi und Neu Delhi einteilen. Alt Delhi, das bedeutet, Rotes Fort, enge Gassen, Basare...kurz, das traditionelle indische Chaos, das für uns Europäer so nervenaufreibend ist. In Alt Delhi haben wir auch die Nama Masjid, die größte Moschee Indiens besucht. Ein wirklich beeindruckendes Gebäude aus rotem Sandstein inmitten eines Labyrinths kleiner überfüllter Straßen. Die Rufe der Händler vermischen sich mit den Klingeln der Fahrradrickshaws und erschrecktem Hühnergegacker zu einem unentwirrbaren Klangteppich, der wesentlich zum Flair dieses Viertels beiträgt.

Urgh! Ziegenköpfe auf 11:00 Uhr. Wer isst denn sowas? Bevor wir dem Fleischmarkt noch näher kommen, steigen wir lieber schnell in eine Autorickshaw. Das ist ein Indien, in dem auch ich mich nicht sehr gut auskenne. „Mein" Indien ist das von Buchsbaumhecken umsäumte Organisationgelände mit dem großen Eisentor vor der Einfahrt.

Während die anderen Freiwilligen mit leuchtenden Augen von ihren Projekten schwärmen, werfen meine Leidensgenossin und ich uns bekümmerte Blicke zu. Bis jetzt hatten wir uns erfolgreich eingeredet, es sei durchaus normal, dass man in einem Entwicklungsland nicht hinaus darf oder bei seinem Freiwilligendienst kaum Aufgaben hat, doch nun müssen wir erschreckt feststellen, dass das ganz und gar nicht der Fall ist. Mir wird klar, dass es falsch ist, meinen Freiwilligendienst als einjährige Durchhalteprobe zu betrachten und ich entschließe mich, mein Projekt zu verlassen.

Jetzt geht es mir besser. Ich hbae nicht die geringste Ahnung, wo ich ab der nächsten Woche sein werde, ja, ich weiß nicht einmal, auf welchem Kontinent ich dann bin. Finde ich ein neues Projekt in Indien? Oder kommen ich vorzeitig ins nass-kalte Deutschland zurück?

Was auch immer die Zukunft bringen wird, die lange Reise nach Delhi hat sich in vielerlei Hinsicht gelohnt.

Umzug, reisen und andere Neuigkeiten

Hallo
so, jetzt ist es so gut wie offiziel. Miri und ich verlassen WIDA und gehen in neue Projekte im Bundesstaat Tamil Nadu. Dort gibt es zwei Kinderheime, eines in Pandur und eines in Mayoram. D.h. wir werden in verschiedene Projekte kommen. Wie es aussieht, werde ich nach Mayoram gehen, einer 40 000 Einwohner Stadt in ein Kinderheim mit rund 200 Kindern. Also relativ gross. Dort ist schon eine andere Freiwillige, mit der ich demnaechst mal Kontakt aufnehmen werde. Meine Aufgaben dort werden vermutlich so aussehen: morgens im Kindergarten helfen (also mit recht kleinen Kindern) und nachmittags die Schulkinder betreuen. Ich bin schon ganz aufgeregt, wie das dort wohl wird, ob ich mich mit dem anderen Maedchen verstehen werde, ob ich ein gutes Verhaeltnis mit den kindern dort aufbauen kann, etc... Aber etwas, was mir total wichtig ist, ist die tatsache, dass ich dort hinaus darf. Klar, im Dunkeln sollte man wieder zurueck sein, aber das ist hier ja ueberall so und ja auch durchaus verstaendlich. Aber stellt Euch vor: Dort werde ich das erste mal ein indisches internet-cafe betreten. etwas, was mir hier immer verwehrt gewesen ist, denn ich kann ja den Buero-pc nutzen, da braucht man ja nicht hinaus. Naja, Semiliguda ist einfach eine sehr politische Gegend und dort ist das offensichtlich anders.

Nachher haben wir noch ein Gespraech mit Eberhard und Stanley, so dass wir noch mal die Moeglichkeit haben, ein feedback zu geben. Vielleicht komme ich ja irgendwann noch mal hier her. wenn ich dann irgendwas sinnvolles studiert habe und noch mal ein best-practice-beispiel in Entwicklungszusammenarbeit brauche. Aber fuer jetzt ist es hier ersteinmal genug.
Die letzten tage waren sehr stressig. Eigtl wollten wir mit dem Zug nach Chennai fahren um Ebehrad und Margrit in Empfang zu nehmen. Tja, ich koennte jetzt stundenlang berichten, wie es dazu kam, dass wir letztendlich doch in einer Kingfisher-machine sassen und geflogen sind, aber das wuerde den Rahmen etwas sprengen. In Chennai waren wir mal wieder in einem super nobel Hotel untergebracht und am naechsten Tag sind wir in ein Dorf an der Kueste gefahren, das sie nach dem grossen tsunami wieder aufgebaut haben. Die Haeuser wurden eingeweiht und es gab eine riesige Feier. Am naechsten morgen sind wir dann auch schon wieder zurueck nach Vizag geflogen, weil dort eine weitere Feier anstand. Die hat sich dann als etwas laenger entpuppt, als eigtl geplant, so dass wir noch eine nacht dort verbracht haben und uns nicht gleich im mAnschluss auf die 5stuendige fahrt von Kotauratla nach Vizag gemacht haben. Da fast alle Hotels belegt waren, wurden wir in einem noch viel vornehmeren Hotel einquartiert und fuer indische massstaebe war das auch echt teuer. ca. 7000 Rupies fuer 3 leute in einem Zimmer. Zum Vergelich, in der Gandhi Peace Foundation in Delhi bezahlt man 500 Rupees. Wenn man es dann aber umrechnet, kommt man auf etwa 35 Euro pro Person und das ist dann ja wieder vertretbar. In einer deutschen Grosstadt haette man fuer so ein Zimmer locker 200-300 Euro bezahlt. Schon irgendwie krass.
Ich glaube, ich bin in den letzten 4 Wochen mehr geflogen, als im ganzen letzten jahr zuhause und es ist ja noch nicht zuende. Am 22.02. machen wir uns auf den Weg nach Puri, einer kleinen Stadt am Strand in der Naehe von Bubhaneswar und von da aus gehts weiter nach Kolkata. Dort nehmen wir den Flieger nach Assam, wo wir u.a. einen Nationalpark besuchen, bevor es dann wieder nach Vizag geht. Am 08.03 wir mirjams Mutter wieder nach hause fliegen und wenn alles klappt, werden wir uns auf den Weg in unsere neuen Projekt machen.
Das wird alles noch mal ganz schoen stressig und wenn ich nur daran denke, wie ich meine ganzen Sachen wieder in meinen Koffer kriegen soll, kriege ich Angstzustaende.

So, jetzt seit ihr wieder auf dem neusten Stand. ich weiss nicht, ob ich unterwegs die Moeglichkeit habe, ins internet zu gehen, falls nicht, werdet ihr vermutlich rest wieder von mir hoeren, wenn ich dann schon in Tamil Nadu bin.

Ganz liebe Gruesse
eure Svenja