Dienstag, 28. Oktober 2008

links: Sasi und ich auf einem Dorfbesuch









unten: so sehen Waschmaschinen in Indien aus;-)










links: Suomya, Miri und ich am Strand von Vizag.










unten: Riechen Hibiskusblueten eigentlich?












links: Das volle Programm inkl. Henna, Armreifen, Schal und Ohrringen

Montag, 20. Oktober 2008

links: englischunterricht fuer den staff in Kouteratla
rechts: Vizag bei Nacht
mein Zimmer


mal wieder ohne Strom

hallo meine lieben,


endlich die von euch langersehnten Fotos. das hier ist z.B. der Strand in Vizag. Allerdings sind wir seit gestern wieder in Semiliguda. Wollte euch nur ein bisschen neidisch machen auf 32 Grad, und Palmen ;-)

Ultimo-Artikel November

Gelb, rot, blau, gebluemt, mit Strass, mit Perlen oder traditionell bestickt, egal ob als Sari oder Panjabi, in Indien ist Farbe angesagt. Besonders auffaellig ist das natuerlich in einer Millionenstadt wie Vishakhapatnam. Da die Unruhen in Orissa weiter anhalten, wurden meine Mitfreiwillige und ich kurzerhand in die Hauptstadt des Bundesstaates Andhra Pradesh versetzt. Die am schnellsten wachsende Stadt Indien. Nach 2 Monaten im abgeschiedenen, eher laendlichen Orissa bietet und Vizag, wie es die Einheimischen nennen, das absolute Kontrastprogramm. Mehrstoeckige Wohnhaeuser draengen sich dicht an dicht und dort, wo noch Platz ist, findet man immer wieder kleine Ansammlungen blaettergedeckter Huetten, deren Waende manchmal nur aus ein paar Plastikplanen bestehen.
Dazwischen tummeln sich die typischen gelb-schwarzen Motor-rickshaws und auf den Strassen befindet sich alles, was sich in irgendeiner Form fortbewegen kann. Bei 36 C im Schatten ist es aber wahrlich kein Vergnuegen, auf der Strasse herumzuspazieren und so bin ich jedes Mal froh, wenn ich wieder in unseren klimatisierten Jeep klettern kann und unser Fahrer uns sicher durch dieses rollende Chaos manoevriert. Und ausserdem kann ich aus dem Auto auch viel besser die Leute beobachten. Im Geiste habe ich schon mindestens 10 Saris gekauft, einer exotisches als der andere, aber in Wirklichkeit habe ich mich bis jetzt auf zwei huebsche Schals beschraenkt. Nun, was nicht ist,…nicht wahr?
Aber so faszinierend es auch ist, bei gleissendem Sonnenschein die Kuestenstrasse entlang zu fahren, links auf eine Reihe Palmen und das glitzernde Blau des Golfs von Bengalen zu schauen und rechts abwechselnd kleine Fischerhuetten und vornehme Wohngegenden zu sehen; am stimmungsvollsten ist diese Stadt bei Nacht. Dann zeigt sie zwar nicht ihr wahres Gesicht, ich vermute, das ist eh unter einer Schicht Muell und einigen Smog-Wolken verborgen, aber bei Dunkelheit an den vielen kleinen Laeden vorbei zu schlendern, ist einfach schoen. Da die Sonne hier naemlich schon um 18.15 Uhr Ortszeit untergeht, sind die Abende lang und wir haben genug Zeit, die letzten Einkaeufe zu erldeigen oder ein wenig am Strand zu sitzen. Es ist schon ein seltsames Gefuehl, zu wissen, dass hinter dem Horizont Laender wie Thailand oder Australien liegen.

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Ultimo-Artikel: Oktober 2008


Bestandsaufnahme: Ein Waschbecken, zwei Eimer und zwei Messbecher, drei Wasserhaehne an der Wand (einen fuer kaltes Wasser, einen fuer warmes und einen kaputten). Ein Bord, einen Handtuchhaken und eine Toilette. Das ist mein Badezimmer.
Drei Computer, Internet, W-lan fuers Apple-notebook des Chefs, Drucker, Scanner, vibrierende Handys mit Kamera und Bollywood-Klingeltoenen, (natuerlich in Mp3-Qualitaet); das ist das Buero.
Ja, die Technik hat Einzug gehalten in Indien; allerdings in erstaunlicher Selektion. Die Menschen besitzen Digitalkameras, aber keine Waschmaschinen. In der einen Hand halten sie ihr ultra-modernes Klapp-Handy, mit der anderen bereiten sie auf einem Gaskocher am Boden ihr Mittagessen. In den Grossstaedten spriessen die Elite-Universitaeten wie Pilze aus dem Boden, in den Doerfern erscheint selbst der Lehrer nicht zum Unterricht.
Ja, es heisst wirklich zu Recht, Indien sei ein Land der Gegensaetze.
Ich stelle mir oft vor, dass ich in Luebeck durch die Fussgaengerzone gehe. Die Sonnenbrille im Haar, den Mp3-Player um den Hals. In einem der vielen Cafés bestelle ich mir einen grossen Caramel Macchiato, natuerlich “to go”. Ich gehe weiter und kontrolliere zwischendurch mein Spiegelbild in einem der Schaufenster und stelle fest, dass mir die Inkarnation unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft entgegenblickt. Die neue Spielzeit am Stadttheater wird dieses Jahr ohne mich stattfinden und auch Kino-Abende mit anschliessendem Cocktailtrinken sind fuers Erste ausser Reichweite.
Aber auch hier in Semiliguda gibt es eine Einkaufsstrasse, so ist das nicht. Oder sagen wir, es gibt eine Strasse. Oder noch besser: Es gibt etwas, das erinnert entfernt an eine Strasse. Und die Gebaeude rechts und links kann man bei genauem Hinsehen auch tatsaechlich als Geschaefte identifizieren. Um jedoch herauszufinden, was in diesen Laeden eigentlich verkauft wird, muss man erst einmal unbeschadet ueber den mit wackeligen Holzbohlen abgedeckten Abwasserkanal gelangen, ueber ein bis zwei schlafende Hunde steigen und anschliessend noch die eine oder andere Kuh davon ueberzeugen, dass man wirklich genau dahin moechte, wo sie gerade steht. Ist man dann endlich an dem Geschaeft seiner Wahl angekommen, steht man vor dem groessten Durcheinander an kaufbaren Dingen, dass man sich nur vorstellen kann und der einzige, der hier noch den Durchblick hat, ist der Verkaeufer.
Ja, manchmal kann Einkaufen zum Abenteuer werden. Doch ich muss gestehen, dass mir das gar nicht so unwillkommen ist. Ein bisschen Abenteuer hat noch keinem geschadet. Da ich mich hier nun beim besten Willen nicht ueberarbeite, bin ich fuer jede Abwechslung dankbar. Leider war es damit aber seit einer Weile vorbei, denn am 23. 08. diesen Jahres wurden der Hinduistenfuehrer Swami, sowie vier weitere Pesonen ermordet. Da der Verdacht auf militante Christen fiel, kam es zu einem Konflikt zwischen den Religionen. Die Tat hatte nicht nur einen Aufschrei der Empoerung zur Folge, sondern auch den Ausbruch von Gewalttaten im gesamten Bundesstaat Orissa.
Zum Glueck ist unsere Organisation IRDWSI (Integrated Rural Development of the Weaker Sections in India) absolut laizistisch und wird von der Bevoelkerung auch als neutraler Helfer anerkannt. Dementsprechend bin ich hier relativ sicher, aber nur kanpp 100 Km weiter haben Autos gebrand, wurden Kirchen und Gebetshaeuser angezuendet und christliche Einrichtungen, wie z. B. Waisenheime und Kindergaerten wurden zerstoert. Verstaendlicherweise wurde uns deswege sehr deutlich davon abgeraten, in den Ort zu gehen, auch wennl in Semiliguda selber alles ruhig ist. Mittlerweile sind die Proteste abgeflaut und ich hoffe, dass ich bald wieder hinaus darf. Denn so langsam fuehle ich mich wie Rapunzel. Nur ohne Turm.